Rasseportrait

 


Offiziell anerkannt wurde die Rasse Bullmastiff in ihrem Ursprungsland England 1924. Allerdings wurden in England Hunde ähnlichen Typs schon in „grauer Vorzeit“ gezüchtet. Den eigentlichen Ursprung der Rasse verdanken wir den englischen Wildhütern des 19. Jahrhunderts, die die riesigen Ländereien ihrer Herren zu betreuen hatten.

Die Anfänge der Rasse und ihre Entwicklung: Die Armut der einfachen Bevölkerung war groß, die Lebensbedingungen hart und manch verzweifelter Familienvater wurde zum Wilddieb. Die Gesetze waren gnadenlos und die Wilddiebe zu allem entschlossen. Wurden sie gefasst, drohte ihnen Deportation oder Tod.

Die Großgrundbesitzer waren ihrerseits fest entschlossen, durch Wilddieberei kein Wild zu verlieren. Die Wildhüter hatten notfalls mit dem Gewehr den Besitz ihrer Herren zu verteidigen und suchten nach einem Hund, der sie in ihrer Arbeit unterstützen konnte und der bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen hatte.

Um seine Anwesenheit nicht zu verraten, sollte der Hund ruhig sein und nur im Notfall bellen. Er musste in der Lage sein, weite Strecken zurückzulegen, damit er den Wildhüter auf dessen nächtlichen Kontrollgängen begleiten konnte. Sein Körper musste gesund aufgebaut, kräftig und muskulös sein. Um die empfindlichen Körperteile Augen, Ohren und Fang weitgehend „ unsichtbar“ zu machen und so vor einen Angriff zu schützen, sollten diese dunkel oder schwarz sein. Als ideal wurde eine gestromte Fellfarbe angesehen, aber auch rot und rehbraun waren akzeptabel. Wurde das Interesse des Hundes geweckt, zeigte er Stirnfalten, die im ruhigen Zustand nicht sichtbar waren. Durch dieses erste Stirnrunzeln zeigte er seinem Herrn an, dass Gefahr im Verzug war. Erwünscht war selbstständiges Handeln, dass konnte beider Leben retten. Einem Angriff musste der Hund standhalten können und durfte nicht zimperlich sein. Von ihm wurde verlangt, einen Wilddieb zu stellen, ihn zu Boden zu werfen und festzuhalten. Verletzen oder gar töten durfte er ihn nicht. Zur allgemeinen Abschreckung sollte der Wilddieb öffentlich gerichtet oder gar hingerichtet werden. Führte der Wilddieb einen Hund mit sich, musste der Hund des Wildhüters diesen „außer“ Gefecht setzen.

Der englische Mastiff erschien zu wendig, die englische Bulldogge der damaligen Zeit zu angriffslustig. Man entschloss sich zu einer Kreuzung aus Mastiff und Bulldogge. Die ideale „ Kombination“ sollte zu 60% aus Mastiff und zu 40% aus Bulldogge bestehen. Es wurde ein Hund geschaffen, den man „ Gamekeepers Night Dog“ nannte, den Vorläufer unseres heutigen Bullmastiffs. Es gelang, einen loyalen, zuverlässigen, selbstsicheren, intelligenten, anpassungsfähigen, neugierigen und im Notfall verteidigungsbereiten Hund zu schaffen. Sein Wesen war fröhlich und ausgelassen. Dies wussten die Wildhüter zu schätzen, da ihr Leben gezwungenermaßen sehr einsam war.

Mit Einsatz der sozialen Umstrukturierung und Auflösung der riesigen Landgüter wurde der Bullmastiff arbeitslos. Er hatte aber mittlerweile einen begeisterten Anhängerkreis gefunden, der diese Rasse weiter züchtete. Selbst zwei Weltkriege konnten dem Bullmastiff nicht viel anhaben. Zu Gute kam ihm auch dass er als „Armer-Leute-Hund“ galt der, wenn einmal erwachsen, für seine Größe relativ wenig Futter braucht.

Da der Bullmastiff in seiner ursprünglich konzipierten Form nicht mehr eingesetzt werden konnte, man auf diese wunderbare Rasse nicht verzichten wollte, musste man „ umlernen und umdenken“= man züchtete vor allen Dingen auf ein verträgliches Wesen und ein einheitliches äußeres Erscheinungsbild. Auch wurde die helle Farbe bei Züchtern und Interessenten immer beliebter. Wer heute einen Bullmastiff erlebt, der könnte glauben, dass das alte Draufgängertum vollkommen aus der Rasse verschwunden ist. Vollkommen nicht, aber zum sehr großen Teil. In bewundernswerter Weise ist es Vor allen Dingen den Englischen Züchtern gelungen, diesen ehemaligen „Haudegen“ in einen angenehmen und ausgeglichenen Begleithund zu verwandeln. Auch in Deutschland, wo der Bullmastiff seit 1975 gezüchtet wird, wird vor allen Dingen auf verträgliches Wesen geachtet. Übertriebene Ängstlichkeit und Aggression sind zuchtausschließende Fehler.